Geschichte der Dorfkirche Pritzhagen

In der Turmbekrönung vorgefunden

Die Geschichte der Kirche reicht bis in das 14./15. Jahrhundert zurück. Sie ist ein rechteckiger Feldsteinbau, der im 18. Jahrhundert starke bauliche Veränderungen erfuhr. Der obere Teil des eingezogenen quadratischen Westturms ist barocken Ursprungs, hat auf allen Seiten Schallöffnungen und trägt ein Quersatteldach. 1710 fand eine größere Gebäudereparatur statt. Der Kirchturm in seiner jetzigen Form stammt aus dem Jahr 1841. Der letzte große Umbau datiert auf die Jahre 1906/07.

Im Turm hingen ursprünglich eine mittelalterliche Glocke und eine von 1914 (Fa. Fr. Schilling, Apolda).  Letztere musste 1917 abgeliefert werden. Die andere ist wahrscheinlich im Zweiten Weltkrieg geopfert worden. Heute sind drei Stahlglocken vorhanden, die in den 1950er Jahren neu angeschafft wurden.

Durch sofortige Besetzung von Pritzhagen durch die Rote Armee und die Nutzung der Kirche zu Lagerzwecken wurden die Kirche und fast das ganze Inventar vor Zerstörung bewahrt. Repariert werden mussten lediglich der Christuskorpus und eine der Engelsfiguren des Altars, ein Zinnleuchter und der Zinnkelch. Durch Diebstahl gingen nach dem Abzug der russischen Besatzung das Harmonium, der zweite Zinnleuchter und der Schraubverschluss der Zinnflasche verloren.  

Die gemauerte und verputzte Altarmensa, die wohl im 18. Jahrhundert entstand, ist an allen Seiten segmentbogig geöffnet. Sie wird geschmückt durch einen hölzernen gefassten Altaraufsatz aus der Zeit um 1730/40. Im Hauptfeld zeigt der Altaraufsatz ein geschnitztes Kruzifix, das von je einer gedrehten Säule umgeben ist. Seitlich hat der Altaraufsatz Akanthuswangen. Das Kruzifix ist vollplastisch und befindet sich in einem Rahmen. Im unteren Teil des Rahmens ist ein Engelskopf angebracht. An den Enden des Kreuzquerbalkens befinden sich ebenfalls (zwei) Engelsköpfe. Links und rechts vom Kruzifix sind auf dem Rahmenfond biblische Sprüche aufgemalt. Bekrönt wird der Altaraufsatz durch ein sehr reiches Akanthusschnitzwerk, das in der Mitte ein gemaltes „Auge Gottes“ und zwei Kartuschen (links und rechts) hat.

An der Nordwand des Altarraumes stehen die hölzerne gefasste Kanzel und das Pfarrgestühl, beide auch aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Brüstungsfelder des Kanzelaufganges und des polygonen Kanzelkorbes, der von einer Säule gestützt wird, sind mit aufgemalten biblischen Sprüchen versehen. Ebenso ist auf die Innenseite des hölzernen Schalldeckels ein biblischer Spruch (Hes. 3,17) aufgemalt.

Die hölzerne Taufe links vom Altar ist achtseitig und entstand in der gleichen Zeit wie der Altaraufsatz und die Kanzel. Die Kirche hat eine Westempore und eine hölzerne Flachtonne als Decke mit eingezogenen Querbalken.    

Zur Ausstattung gehören einer der ursprünglich zwei Zinnleuchter und eine Taufschale aus Zinn mit der Inschrift: „Haec Patina A. W. 1702 die 22. Xbris a. FFVRT“. Sie war lange verschollen, tauchte aber 1973 plötzlich wieder auf. Der Weinflasche aus Zinn fehlt leider der Schraubdeckel.

Im Herbst 1986 stürzte die Wetterfahne ab, so dass Holmstange und Kugel herabgeholt und erneuert werden mussten. In der Kugel fanden sich interessante Dokumente. Seit 2008 wurden in Zusammenarbeit mit dem Amt Märkische Schweiz die Dachstühle von Turm und Schiff, die Schallluken, der Putz und der Fassadenanstrich erneuert.

(Dr. Schmook)

In Begleitung durch eine Restauratorin wurde im Jahr 2010 der Kircheninnenraum in ehrenamtlicher Arbeit saniert.

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