Geschichte der Dorfkirche Reichenow

Die Reichenower Kirche ist ein turmloser, frühgotischer Feldsteinbau mit kurzem Schiff und eingezogenem, gerade geschlossenem Chor.

Einst hatte sie einen kleinen Turm, der auf einem Kirchensiegel aus dem Jahre 1779 abgebildet ist. Er wurde 1694 noch erneuert, fiel aber 1753 einem Sturm zum Opfer. Als Ersatz wurde 1784 ein Glockenstuhl auf den Dachboden gestellt, in dem ursprünglich drei spätmittelalterliche Glocken hingen. Heute ist  noch eine mit 101 cm Durchmesser (Inschrift: „osana o rex glorie Christe veni cum pace“) aus dem 15. Jahrhundert und eine zweite mit 71 cm Durchmesser aus dem 15./16. Jahrhundert vorhanden. Die dritte (51 cm Durchmesser) wurde im Zweiten Weltkrieg abgeliefert. Um das Dreiergeläut wieder zu vervollständigen, wurde 1996 in der Kunstgießerei Lauchhammer eine neue Glocke für Reichenow gegossen.

Die beiden Lanzettfenster am östlichen Chorgiebel und das Südportal stammen noch aus der Bauzeit der Kirche. Teile des Dachstuhls bestehen aus sekundär verbauten Kiefernhölzern. Sie konnten dendrochronologisch auf 1438/39 datiert werden und wurden wohl im Sommer 1439 verbaut. Ebenso konnten zwei Eichenstangen in der Rückseite des Altarblocks, die wahrscheinlich einen Altar abstützten, dendrochronologisch auf 1486 datiert werden.

An der Südseite des Schiffes befindet sich noch immer die ursprüngliche spitzbogige Tür. Die  stumpf-spitzbogige Tür an der Westseite ist vermauert und ebenfalls in die Bauzeit zu datieren. Im Jahre 1865 wurden bei einer Renovierung die Seitenfenster vergrößert.

In den letzten Kriegstagen erlitt die Kirche schwere Schäden am Dach, die aber in den Nachkriegsjahren so gut es ging behoben wurden.    

In den Jahren 1961/62 gab es eine weitere gründliche Renovierung, bei der u.a. der Fußboden, die Bänke und die Kanzel erneuert worden sind. Nach Herausnahme  der Herrschaftsempore wurde der Altar bei dieser Gelegenheit wieder in die Mitte gerückt.  

Schließlich konnten 1995 bis 1997 der Dachstuhl erneuert und das Dach neu eingedeckt werden. Im Innern hat die Reichenberger Kirche eine schlichte Westempore und eine flache Putzdecke.

An der Nordwand des Chores gibt es noch eine mittelalterliche Sakramentsnische mit eisenbeschlagener Tür. Auch der gemauerte Altarblock dürfte mittelalterlichen Ursprungs sein. Der hölzerne Altaraufsatz (Inschrift: "Anno Christi. 1622“) ist in vier Geschosse gegliedert und zeigt die typische Ikonographie der nachreformatorischen Zeit. In der Predella befindet sich eine Reliefdarstellung des Abendmahls, darüber die Kreuzigung, darüber die Auferstehung und ganz oben eine Gerichtsdarstellung. An den Seiten stehen die Evangelisten. Auf dem in der Bekrönung befindlichen Nest saß vielleicht ein Pelikan, der verschwunden ist. Sämtliches Beschlagwerk ging verloren. Die ursprüngliche Farbfassung wurde bei der Restaurierung des Altaraufsatzes zwischen 1962 und 1965 in den Werkstätten der Staatlichen Museen zu Berlin rekonstruiert.

An der Nordwand des Chorraumes steht die hölzerne Kanzel, deren Entstehung in neuerer Zeit liegt. Rechts vor dem Altar hat die Taufe ihren Platz. Sie ist rund und wurde 1961/62 aus Pirnaer Sandstein gefertigt. 

In der nordwestlichen Ecke der Westempore steht anstelle der 1945 schwer beschädigten alten die neue Orgel. Sie hat ein Manual, Pedal, sechs Register und wurde im Jahre 1970 von den Gebrüdern Jehmlich (Orgelbau Dresden) als „Opus 906“ erbaut.

(Dr. R. Schmook)

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